Samstagvormittag an einem Brunnen in der Altstadt. Gitarre, Querflöte, Percussion, Loopmachine. Männer stehen dort, hören zu. Junge. Alte. Frauen, Kinder, Jugendliche. Wer stehen bleibt, der muss sich entscheiden. Der muss entscheiden lassen. Ob die warme Stimme vordringt, eindringt. Die meisten bleiben stehen an diesem Vormittag.
Nicht für ein Lied. Nicht für zwei. Lieder von Coldplay, Sting oder Leonard Cohen. Und Titel, die keiner kennt. Sie lassen die Menschen auf Fensterbrettern Platz nehmen, auf dem Brunnenrand oder auf den Stühlen in den Cafés rund herum. Lassen sie stehen bleiben inmitten der Fußgängerzone. Die Hände in den Taschen. Das Kinn in der Hand. Die Arme vor der Brust verschränkt.
Muskelbepackte Männer stehen dort. Mit den Gesichtern kleiner trauriger Jungen. Paare schmiegen sich aneinander. Sitzen Schulter an Schulter. Tränen wischen sich die Menschen von der Wange.
Allein – es ist nicht das andächtige Lauschen ehrlich gefühlvoller Musik. Kein Mensch ist ohne Sorge. Nie. Diese Musik macht die Urlaubsgesichter blank. Verzweiflung. Ohnmacht. Der Wunsch nach Antwort. Nach Sicherheit. Der Wunsch, begreifen zu können, was dieses Land, was die Welt seit Monaten in Ungewissheit hält. Nach einem Ende. Der Wunsch nach dem Ende dieses Dauerstresses. Blicke wie eine Bitte um Hoffnung.
Thomas Drost hat davon nichts gespürt. “Ich war mit mir vollkommen drin in der Musik.” Und seinetwegen waren es die Menschen, die geblieben waren – stehend, sitzend. Sie waren drinnen bei sich – für diesen Moment, der kommen ließ, was ihnen auf der Seele saß.