Was wäre, wenn ….

die Mehrheit plötzlich auf der Straße stünde. All die Millionen, die sich seit März 2020 an die Regeln halten.

Es stehen die wenigen auf der Straße. Die, die in den Umfragen zu den Corona-Maßnahmen den kleinsten Teil ausmachen.

Sie stehen in Gruppen – dicht beieinander. Sie reichen einander die Hand zur Begrüßung. Fallen einander in die Arme. Ohne Maske. “An Corona glaube ich nicht!”

Sie prusten einander ins Gesicht vor Lachen, als die Polizei – weniger als 30 Beamtinnen und Beamte – versucht, Gruppen aus einer Menge von 250 Menschen heraus ans Einhalten von Abstand und Masketragen zu gemahnen.

Ältere Herrschaften mit Licht in der Hand: “Das ist wie Anfang ´89.” Ein Mann – etwa Ende 40 : “Das soll doch hier sein an St. Nikolai?! Is wohl zu kalt für echte Deutsche.” Eine Gruppe Mittfünfziger, die scherzt, beim nächsten Mal bringe sie Bollerwagen und Glühwein mit. Jugendliche, die das Katz’- und Mausspiel der zig Gruppen mit der Polizei durch die Altstadt für einen Spaß halten.

Die Beamten haben keine Chance. Sie wechseln von der Fußstreife in die Wagen. Von der Einsatzleitung heißt es, man wolle nicht auflösen, die Leute nicht radikalisieren. “Diese Bilder brauchen wir nicht!” Die Demo bleibt bis zum Ende unangemeldet. Es dauert, bis wieder Ruhe ist im Städtchen.

Das Bild von 250 Menschen ohne Abstand und Maske – das haben all jene im Städtchen gesehen, die sich seit März an die Regeln halten.

Millionen sehen diese Bilder seit Monaten vielfach: im Fernsehen, in den Zeitungen, online.

Was wäre, wenn die Millionen, die sich seit März an die Regeln halten, auf die Straße gingen. Die, die sich abmühen, dieser Anstrengung “Pandemie” gerecht zu werden – gegenüber ihrer Familie, gegenüber ihren Kunden, ihren Schülerinnen, ihren Patienten, ihren Auftraggebern, ihren Mitmenschen.

Was wäre also, wenn diese Mehrheit auf der Straße stünde. Würde sie dann gehört? Würden dann auch diejenigen Ministerpräsidentinnen und -präsidenten ihren Bürgerinnen und Bürgern den Rücken stärken, die die Notwendigkeit sehen, die Anstrengung “Pandemie” zu bewältigen. ?

Was wäre, wenn …

Landratswahl in Nordwestmecklenburg: Seele verkauft? Werte verraten?

Grüne und SPD im Landkreis Nordwestmecklenburg sehen die Schulen offenbar ausreichend digital ausgestattet. Kaum anders ist es zu erklären, dass eine zuvor mit der amtierenden Landrätin (SPD) abgestimmte Vereinbarung die Forderung der Grünen enthält: nicht abgerufene Fördermittel aus dem Digitalpaket Schule des Bundes – in Höhe von einer halben Million Euro – an Künstlerinnen und Künstler, an Kulturschaffende auszureichen. 
Wozu überhaupt aber diese Vereinbarung? In Nordwestmecklenburg stehen am 25. April Landratswahlen an. Die amtierende Landrätin möchte sich die Unterstützung der hiesigen Grünen sichern. Und das kostet. 
Dass die Grünen – wie heute in der Ostsee-Zeitung zu lesen ist – deshalb zwei eigenen Kandidaten eine Absage erteilten: Allein über dieses Politik- und Demokratieverständnis dürften sich Grünen-Wählerinnen und -Wähler wundern.

Und im Zusammenhang mit der Unterstützungsvereinbarung für die amtierende Landrätin lässt sich die Vorstandssprecherin der Grünen in Nordwestmecklenburg wie folgt zitieren: Man wolle “Themen, die uns am Herzen liegen, im Verwaltungshandeln verankern.” Ein Landkreis aber, eine Landrätin, hat als Behörde nach Recht und Gesetz zu handeln. 

Auf sechs Seiten machen die Grünen ihre Forderungen auf. So soll laut Forderungskatalog beispielsweise eine neue Stelle “Klimaschutzmanager” geschaffen, “Maßnahmen zur insektenfreundlicheren Gestaltung und Pflege von kreiseigenen Liegenschaften …” getroffen oder ein Innovationsfonds für freischaffende Künstlerinnen und Künstler eingerichtet werden. Ob die halbe Million Euro aus dem Digitalpaket Schule dafür gedacht sind?

Für den Fraktionsvorsitzenden der SPD im Kreistag sind die Punkte laut Ostsee-Zeitung nicht strittig, der Forderungskatalog eine Diskussionsgrundlage. 

Politische Mehrheiten für SPD/Grüne gibt es im Kreistag Nordwestmecklenburg per se: keine. Die SPD hat 13 Sitze, die Grünen kommen auf 6. Insgesamt sitzen 61 Mitglieder im Kreistag.  

Schulterschluss vollzogen

Der Markt in der kleinen Stadt in Norddeutschland lässt viel Platz für die etwa 40 Menschen, die sich am 9.11.2020 dort einfinden. Genug Platz, um Abstand zu halten.

Sie liegen sich in den Armen, reichen einander die Hand. Er wolle sich nicht von politischen Interessen instrumentalisieren lassen, sagt einer. Wir kennen uns aus dem Stadtbild. Als Sozialarbeiter in der Jugendbetreuung, inzwischen berät er Süchtige.

Ein paar Meter weiter steht eine Frau dort, wo sich die Wege über den Platz kreuzen. In der Mitte. Aus der Mitte der Gesellschaft, wie sie betont. “Nicht rechts, wir sind keine Nazis!” Sie ruft das. Wie das Wort “Diktatur”, die hier herrsche und gegen die sie auf die Straße gehe.

Zu wenige seien es noch immer, beklagt der Ehemann. In Bautzen habe er gesessen. Prügelstrafe kassiert. “Von Dir, mein Sohn, lasse ich mir gar nichts mehr sagen. Wenn Du mich hier wegprügeln willst, wirst Du was erleben!” Den Zeigefinger hält er dem jungen Polizisten unter die Nase, und zieht dann den Reißverschluss seiner Jacke auf.

Seine Frau spricht unterdessen von der Unterdrückung des Volkes. Davon, dass die Polizisten doch keine Schlafschafe mehr seien, dem Souverän, dem Volke, also ihnen – den knapp 40 – verpflichtet seien. “Schließt Euch uns an! Ihr seid doch die Guten!” Sie klatschen. Darunter eine Sozialarbeiterin eines anerkannten Trägers.

“Chantalle!” Eine junge Frau kommt auf sie zu. “Ich hab’ am Wochenende einen getroffen, der Corona hat!” Ungläubige Gesichter. “Ja! Ich hab’ ihn besucht – höhöhö!” Nun wolle sie “saufen” gehen. “Chantalle! Nicht! Du gehst jetzt nach Hause! – Höhöhöh!”

“Wir sind friedlich, wir sind keine Nazis”, proklamiert die Frau des Bautzen-Inhaftierten wieder. Sie möge die Versammlung anmelden, bittet der Polizist wiederholt. “Wozu?! Seit wann muss man Versammlungen anmelden?!”, ruft ein Mann, weißgrauer Vollbart, neongelbe Warnweste. “Wir melden hier gar nichts an!” Sie klatschen.

Die Frau verlässt die Mitte des Platzes. Läuft langsam um die Polizisten herum. Schwingt die Arme vor und zurück im Takt ihrer Melodie. “Friede. Freiheit. Kei-ne Dik-ta-tur. Friede. Freiheit. Kei-ne-Diktatur. Friede. …..”

Ein Mann geht auf die Polizisten zu. Schwarze Hose, schwarze Lederjacke. Die schwarze Mütze tief in die Stirn gezogen. Er zieht seinen Ausweis hervor, reicht ihn dem Polizisten. Anmelder der Versammlung: der Vorsitzende des Ortsverbandes einer Partei der kleinen Stadt in Norddeutschland. Die knapp 40 klatschen. Sie beklatschen ihren Schulterschluss mit der AfD. Am 9.11. dieses Jahres.