Früh wird es dunkel in Bocas auf der Sandine. Wir schnattern und diskutieren noch. Spätestens aber gegen halb neun trifft die Musik des Partyvolks von der Insel gegenüber nur noch auf müde Ohren. Die Taschenlampe zwischen den Lippen hinunter in die Kajüte, erstarrt dort auf den Planken ein überraschender Schlafgast.
Das Gehirn im Körper statt im Kopf. Gut vier Zentimeter lang. Und in der Lage, sich durch einen 1,6 Millimeter großen Spalt zu zwängen. Noch dazu das schnellste krabbelnde Insekt nach dem Sandlaufkäfer. Faszinierend. Aber nur im ersten Moment. Denn plötzlich beweist es seine Fähigkeiten und ist verschwunden unter den Planken. Durchatmen. Noch mal an Deck. Ein Glas Wasser.
Eine halbe Stunde später der zweite Versuch. “Michaaaahaaaaa!” Eine kleinere Ausgabe des Schlafgastes hat es sich auf der Matratze gemütlich gemacht. Die Giftdose in der Hand, stürzt Micha in die Kajüte. Das Insekt – längst davongeeilt. Ich bemühe stattdessen weitere Fakten. “Am liebsten fressen sie den Kleber, der an Briefumschlägen, Briefmarken oder gebundenen Büchern haftet.” Ich räume den Stapel meiner Urlaubslektüre vom Kopf- ans Fußende. So, so – Bücher also. Eigentlich ganz sympathisch, diese Kakerlaken.