Latsi. Oder Latchi. Ganz, wie es beliebt. Chris von der Marina fragt uns per SMS noch auf See, wie groß die Sandine ist. Wir wollen wissen, ob uns noch einmal der Anker abhanden kommen kann oder Muringleinen das Schiff halten werden.
Hafeneinfahrt vor Palmenstrand. Sonne auf den Tischen unzähliger Lokale. Menschen hat’s eher weniger an diesem dritten Advent bei 20 Grad. Ein winkender Chris. Ein lässig gewagtes und glückendes Anlegemanöver. Eine sich unter dem Bootshaken windende Muringleine, die am Ende doch auf der Belegklampe Platz nehmen muss – und schon geht es hinüber zum Einklarieren. Blauweiß die Treppe hinan zum Büro der Hafenpolizei. Zwei Männer – ein Bildschirm. Rote Punkte rund um Zypern. Playback gedrückt: die Sandine auf See noch vor einer Stunde. Aha.
Dann ruft das Gesundheitsamt. Wir kommen aus der Türkei. Da wollen sie sicher gehen. Tiere an Bord? In Afrika gewesen? Jemand gestorben an Bord? Der junge Mann entschuldigt sich für die Fragen. Seien eher für größere Schiffe gedacht. Dann muss Michael ran. Der junge Mann stempelt ihn gesund. Ist der Kapitän gesund, ist es auch die Crew. Willkommen in Griechenland!
Willkommen heißt uns noch einmal auch der Officer von der Hafenpolizei. Sein Zweitbüro in Leichtbauweise steht direkt am Heck der Sandine auf der Pier. Unmittelbar neben zwei grauen Patroullienbooten.
10.000 Euro zahlt ein Flüchtling für die Überfahrt von Syrien nach Zypern. 10.000 Euro für eine Überfahrt in einem kleinen Holzboot, das auch das Ortungssystem des Officers nicht ausmachen kann. Weil Eisen fehlt. Weil die Schlepper die Boote immer dann rausschicken, wenn die Wellenberge hoch und die Wellentäler tief sind. Weil die Boote darin einfach vom Radar verschwinden. Dann erzählt er von einer Frau unter jenen, die flüchteten. Von einer Frau mit einem zwei Monate alten Baby. Das der Schlepper auf See über Bord geworfen haben soll.