Mersin verabschiedet uns mit Sonne. Sonne und hellblauem Himmel. Vor uns ein Tagestörn durch das vielfach beschriebene türkisblaue Wasser an der südtürkischen Küste.
Die Sandine nimmt Fahrt auf unter Motor. Miss Zickzack am Ruder. So fühlt es sich für mich Pinnenseglerin jedenfalls an. Michael sucht das Wasser ab. Wonach, will ich wissen. Delphine. Er wartet auf Delphine.
Und dann – katapultiert sich eine glänzend graue Finne aus dem Türkisblauen. Ein Kundschafter dreier Gefährten. Springt wieder und wieder längs am Bug der Sandine. Zieht von dannen. So wie wir. Mersin schwindet.
Irgendwann setzen wir Segel. Möwen schießen nach unserem Brot hinab ins Wasser, geben uns Geleit. Schneller als erwartet, beseelt wie erwartet, erreichen wir die Hafeneinfahrt von Taşucu. Fender ausgebracht. Ankermanöver besprochen. Liegeplatz erspäht. Mit dem Heck voraus zur Kaikante. Die Ankerkette rauscht hinunter. Zu früh. Am Ende fehlen drei Meter bis zur Pier. Zurück ins Hafenbecken. Der Anker soll wieder rauf. Hat sich aber unterdessen um eine Muringleine auf dem Grund gewickelt. Micha bleibt keine andere Wahl, als die Ankerkette zu kappen. 70 Meter und Anker – adé. “Tauchen wir morgen hoch”, sagt Mike. Ami, Türke und Deutscher in einer Person.
Fünf Meter hohe Wellen von Zypern laufen auf Taşucu zu. Schwellen im Hafenbecken. Leinen knarzen. Klampen wimmern. Es reißt und ruckt an der Sandine. Es wird ein Uhr, bis wir der Müdigkeit nachgeben und uns in die Koje machen.
Im Neoprenanzug begrüßen uns am Morgen Uwe und Ali. Anker suchen, freilegen, hoch zu Mike aufs Schlauchboot geben. Kette nachholen. Zum Bug der Sandine. Ankerkette festmachen. Die Winsch dreht. Die Kette rasselt. Nach einer halben Stunde ist die Sandine wieder komplett. Dampft der Tee im Cockpit, sitzen die drei und erzählen von Taşucu. Von Robben und Schildkröten am Sandstrand ein paar Meter weiter. Von den 80 deutschen Familien, die sich hier für wenig Geld ein Haus gekauft haben. Davon, dass es hier auf den Euro vier Prozent Zinsen gibt auf der Bank. Und uns bleibt nur, von der Herzlichkeit der Taşucuer erzählen. Von Mike, Ali und Uwe. Vom Bahklava, das uns der Wirt eines kleinen Lokals noch mitten in der Nacht aus einer Bäckerei kommen ließ etwa.