Neun Jahre alt und schwanger. Das sei Rekord, sagt David. Der Marinabetreiber hat uns in seinen Citroën geladen, kurvt uns durch St. Laurent du Maroni und erzählt. Dass Mütter ihre zehn Jahre alten Töchter schwängern lassen. Weil es Geld gibt vom Staat für jedes Kind, das geboren wird in FranzösischGuyana. 450 Euro pro Kind. Pro Monat. Sie tun das, weil sie nach sieben, acht eigenen Kindern selbst keine mehr bekommen können. Und das Geld an sie geht, so lange die eigenen Kinder noch nicht volljährig sind. Die Frauen aus Surinam, die Frauen von der anderen Seite des Flusses.
Der Maroni – Ländergrenze, Grenze zwischen arm und es reicht zum Leben. Mehr als 200 Pironi queren das schlammbraune Wasser jeden Tag. Die aus Baumstämmen gebauten Boote mit den starken Motoren bringen die in St. Laurent geborenen Kinder aus Surinam zur Schule. Denn wer in FranzösischGuyana zur Welt kommt, hat die Pflicht, zu lernen. Sonst streicht Frankreich die 450 Euro pro Monat.
So spazieren die Mädchen und Jungen entlang pittoresker Häuschen mit hölzernen Fensterläden, getüncht in lila, hellblau oder grün die Straßen hinunter, entlang der der kleinen Lebensmittelläden, die fast ausnahmslos von Chinesen betrieben werden. Vorbei an Kaffeehäusern, Bars und Lokalen, aus denen das Palaver der Männer über 15 schallt. Der Väter all’ dieser Kinder.
Fucking for money, nennt David das. Und erzählt, dass das Durchschnittsalter unter den offiziell 40000 Einwohnern in St. Laurent bei 15 Jahren liegt. Dass die Jugendkriminalität hoch sei. Dass es für die sieben, acht Geschwister oft keine richtige Familie gebe, weil die Anzahl der Väter nicht selten die der Geschwister sei. Und die sieben-, achtfachen Mütter wohl darauf achteten, dass die Mädchen und Jungen das Pironi zur Schule besteigen, die Achtsamkeit sonst jedoch ziemlich gering ausfiele.
So gering, dass die Kinder von heute die Schmuggler von morgen sein werden. Die Pironi – sie bringen nicht nur Mädchen und Jungen mit Schulrucksäcken über den Maroni, sondern auch tonnenweise Kokain.