Bleib’.

Sie trug diese Bluse. Voller Blumen in Pastell. Die mit den Ärmeln, die bis über den Ellenbogen, aber nicht bis zu den Handgelenken reichen. Ihr Haar hatte der Sommerwind zersaust. So, als sei sie gerade vom Birnenbaum gestiegen und hätte sich die Viecher vom Kopf gewuschelt.
Sie hatte diese schmalen, knochigen Finger. Die suchten nach Halt. Beim Einsteigen in die Bahn. Ist sie jemals Bahn gefahren zuvor? Hat sie je in einem Zug der Ferne entgegengefiebert? Und dann wieder der Heimat?

Sie stieg in diesen Zug. Fand den Halt. Sah sich nach einem Platz um und setzte sich. Sie war in Begleitung. Doch ich kannte den Mann nicht. Jetzt fuhren die knochigen Finger über ihre Wange. Wie immer, wenn sie an etwas dachte. Ob sie auch daran dachte, wie es war mit uns? Ob sie sich auch fragte, warum es zu Ende gehen musste? Sie trieb mir die Tränen in die Augen. Sie lächelte. Ich starrte sie an. Entsetzt. Voller Sehnsucht. Voller Unglauben.

Der Mann an ihrer Seite drückte ihre Hand. Als wollte er sagen, es war einmal. Aber da saß sie. Da saß sie. Und lächelte. Lächelte mich an, als seien die elfeinhalb Jahre ohne sie nicht vergangen.

Ich nahm mein Handy. Machte ein Foto von ihr. Ich schickte es meiner Mutter. “Oma! Das ist Oma!” Nein. Sie sah nur verdammt danach aus.

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